Auf der Käseverpackung, dem Abfallsack, dem Röhrchen für die Blutprobe – sie kleben überall: Etiketten, produziert vom Familienunternehmen Etitex in Zollikofen (BE). «Jedes Unternehmen braucht Kleber», sagt Vertriebs- und Marketingleiterin Cloé Denoth. So unterschiedlich die Kunden, so unterschiedlich auch die Bedürfnisse: In der Kosmetikindustrie sind Veredelun gen mit Metallic-Effekt gefragt, bei Esswaren hingegen lebensmittelkonforme Kleber und Farben.
Manche Etiketten müssen permanent haften, andere problemlos komplett abwaschbar sein. Damit Etitex diese Kundenwünsche noch besser erfüllen kann, hat der 1987 gegründete Betrieb erheblich investiert: in zwei hochmoderne Druckmaschinen. «Die Investitionssumme inklusive Installation belief sich auf etwa 1,5 Millionen Schweizer Franken», erklärt Rolf Frey, der das Unternehmen in zweiter Generation führt. Für den mittelgrossen Betrieb mit 42 Mitarbeitenden war dies eine Entscheidung, die gut überlegt sein wollte.
Die Projektleitung für die geplante Grossanschaffung übernahm Sohn Sebastian Frey, Mitglied des Verwaltungsrats und zurzeit Betriebswirtschaftsstudent in St. Gallen. Den Evaluationsprozess für die Investition ging er akribisch an. Dabei fuhr er auch extra mit einem Produktionsteam zu den Herstellern, um die Flexodruckmaschinen im Betrieb zu sichten. «Es war uns wichtig, die Mitarbeitenden in den Entscheidungsprozess einzubeziehen », sagt Sebastian Frey.
Bei der Analyse der Risiken und Chancen der Investition im Jahr 2021 spielte er verschiedene Szenarien durch: Was passiert bei einem Umsatzeinbruch, was bei stabilen Verhältnissen, was im besten Fall? Auch Faktoren wie steigende Kapital- und Materialkosten sowie die sich andeutende Inflation kalkulierte er ein. Als dann im Frühling 2022 die Corona-Pandemie praktisch vorbei war, begann der Ukraine-Krieg – und die Lieferketten waren unterbrochen.
«Da haben wir uns schon gefragt: Ist es der Moment, jetzt zu investieren?»,
erzählt Sebastian Frey. Aber dann sei man zum Schluss gekommen, dass eine Nicht-Investition langfristig teurer wäre als die Investition. Ohne modernere Druckmaschinen bestand die Gefahr, Produktionskapazitäten einzubüssen. Und so lautete die Entscheidung: «Jetzt erst recht!» Valiant stand dem Unternehmen dabei sowohl bei der Finanzierung als auch bei den Devisentermingeschäften – die Maschinen waren in Euro zahlbar – zur Seite. Im Wettbewerb bestehen – und die Zukunft sichern Heute stehen zwei hochmoderne Druckmaschinen im Zollikofner Betrieb, die Etiketten sowie Verpackungsfolien in hoher Geschwindigkeit und Qualität produzieren.
Die kleinere Maschine kann fünf Farben verarbeiten, die grössere druckt acht Farben und bis zu 180 Meter Etiketten pro Minute aus. Durch die gesteigerte Produktivität und Effizienz will Etitex noch mehr Grossaufträge abwickeln, neue Kunden im Bereich flexibler Verpackungen gewinnen – und besser mit den Mitbewerbern aus dem Ausland mithalten. «Bei der Investition ging es uns auch darum, ein Zeichen für den Schweizer Markt zu setzen», sagt Rolf Frey. Ein Zeichen aber auch für die junge Generation, die nach und nach die Führung übernimmt: Sebastian Frey und Cloé Denoth, seit Juli 2023 Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglied, denken bereits über weitere Investitionen in digitale Technologien nach.
«Der Zeitpunkt zu investieren war gewagt – aber es nicht zu tun, wäre langfristig teurer gewesen.»